Bleibt Rodgau-Radweg Traum?

Die Offenbach-Post berichtet in ihrer Ausgabe vom 17. Juni 2010:

Bleibt Rodgau-Radweg Traum?

Heusenstamm ‐ Als 1925 die Kirche Mariä Opferung in Rembrücken gebaut wurde, da sollen die Bewohner ihre Nachbarn aus Hainhausen gefragt haben, ob sie bereit wären, sich an den Kosten für eine Kirchturmuhr zu beteiligen. Von Claudia Bechthold

Schließlich, so erzählt man sich in Rembrücken, hätten die Bauern aus den Nachbargemeinden während der Arbeit auf dem Feld gern auf eine solche Uhr gesehen, denn der eigene Kirchturm war zu weit entfernt. Doch die Anfrage nach einem angemessenen Obolus wurde damals von den Rodgauer Gemeinden abschlägig beantwortet. Vielleicht in der Hoffnung, dass eine solche Uhr auch ohne Zuschuss angebracht werden würde. Aber die Rembrücker blieben konsequent. Bis heute trägt der Kirchturm nur drei Ziffernblätter. In Richtung Rodgau gibt es keine Uhr.

Als die Rodgauer Stadtverordnetenversammlung im Mai den Vorschlag des Magistrats abgelehnt hat, zwischen Hainhausen und Rembrücken einen Radweg zu bauen, da mag so manchem Rembrücker die alte Geschichte mit der Kirchturmuhr wieder eingefallen sein. Beim Stammtisch der Heusenstammer Grünen jedenfalls, der diesmal in der „Rose“ an der Hauptstraße, nur wenige Meter neben jener Kirche, stattfand, wurde sie erzählt.

Denn die Rembrücker sind sauer, dass es auch weiterhin keinen Radweg geben wird zwischen den beiden Gemeinden. Schließlich besuchten nicht wenige Kinder aus Heusenstamms östlichen Stadtteil die Geschwister-Scholl-Schule in Hainhausen. Und diese fahren oft mit dem Rad zum Unterricht. Zudem kaufe so mancher aus dem Ort in Hainhausen seine Lebensmittel, ebenfalls per Fahrrad. Selbst könnten die Rembrücker nichts tun, um den Bau einer solchen Verbindung durchzusetzen, denn der Weg müsste ausschließlich auf Rodgauer Gebiet errichtet werden.

Werner Kremeier von den Grünen in Rodgau erläuterte den Stammtisch-Besuchern, zu denen auch Mitglieder des Bürgerforums zählten, warum sie gegen den geplanten Radweg waren: Ein Radweg neben der Straße, zum Teil durch eine 1,50 Meter hohe Betonmauer von der Fahrbahn getrennt, der zudem die Radler zwinge, mindestens zweimal stark befahrene Straßen überqueren zu müssen, sei nicht sicherer als die derzeitige Lösung auf der Fahrbahn. Deshalb habe man die Planung gemeinsam mit SPD, FDP und FWG abgelehnt. Unterstützt werden Rodgaus Bündnisgrüne dabei auch vom ADFC-Vorsitzenden Stefan Janke, der ergänzte, die ideale Wegführung werde von der Unteren Naturschutzbehörde abgelehnt, weil sie durch ein Wasserschutzgebiet führe.

Gemeinsam saß man schließlich über Stadtplänen, um eine passende Route für die Radweg-Verbindung zu finden. Und war, zumindest auf dem Papier, erfolgreich. Radelte man über das verlängerte Sträßchen Stegwiese durch den Wald im spitzen Winkel auf die ehemalige Landesstraße 3405 zu, könnte man diese überqueren und weiter zum Aussiedlerhof gelangen. Von dort ginge es dann Richtung Rodgauringstraße, die man an einer vorhandenen Ampelanlage überqueren könnte, um schließlich nach Hainhausen zu gelangen. Allerdings: In Höhe der gedachten Überquerung der ehemaligen L 3405 steht eine Leitplanke im Weg. Und ob die zuständigen Behörden eine Öffnung dieser Absperrung genehmigen würden, ist nicht geklärt.

Der Rodgauer Grüne Werner Kremeier jedenfalls sieht vorerst keine Chance für eine neue Planung eines Radwegs zwischen Hainhausen und Rembrücken. Heusenstamms Grünen-Fraktionschef Heiner Wilke-Zimmermann will außerdem anregen, dass die Bürgermeister in dieser Sache einmal Kontakt aufnehmen.

Zumal es ja durchaus sein könnte, dass nach einem positiven Beschluss für einen Radweg plötzlich ein viertes Ziffernblatt am Rembrücker Kirchturm auftaucht…