“Rembrücken 2013”

Im Vorfeld der vergangenen Bürgermeisterwahl im Juli 2003 hatte das BürgerForum Rembrücken die beiden Kandidaten, Herrn Peter Jakoby (CDU) und Herrn Gerd Hibbeler (SPD) zu einer Podiumsdiskussion in die Sozialstation eingeladen. Thema war "Wie sieht Rembrücken im Jahr 2013 aus?".

Die Offenbach-Post berichtet über die Veranstaltung in ihrer Ausgabe vom 9. Juli 2003:

Die Solidarität mit Wähler’s Wunschzettel
Wie sieht Rembrücken im Jahr 2013 aus? Das erste Aufeinandertreffen
der Bürgermeister-Kandidaten Peter Jakoby und Gerd Hibbeler

Als Dorf, so sehen Rembrücker Rembrücken immer wieder gerne, Alteingesessene ebenso wie viele aus der selbstbewussten Nachfolgegeneration. Nach der Gebietsreform 1977 bewahrte sich die zuvor eigenständige Gemeinde ihre Identität. Geographisch sowieso, wegen des großen Waldstücks zwischen Stadtteil und Stadt, vor allem aber in den Köpfen und im Zusammenhalt. Ein bisschen scheint Rembrücken wie das berühmte gallische Zeichentrick-Dorf, in dessen Wäldern Asterix und Obelix die Römer vermöbeln und ihnen zeigen, was Eroberung alles nicht heißt.

Eins zu eins ist der Comic-Epos natürlich nicht auf das Verhältnis zwischen Rembrücken und Heusenstamm übertragbar. Schubsereien sind bestenfalls als dorfinterne Einzelfälle überliefert, wenn der Durst bei der Kerb vor der Alten Schule zu groß war. In der Sozialstation an der Obertshäuser Straße indes wurde sehr friedlich Klartext geredet. Von den Rembrückern selbst, und auch vom SPD-Mann Gerd Hibbeler mit bedauerndem Unterton: "Rembrücken spielte in der Heusenstammer Politik seit 30 Jahren eigentlich keine Rolle."

Genau da scheint der Knackpunkt zu liegen. Es gibt Nachholbedarf. Nicht unbedingt als Ausgleich für den politischen Liebesentzug gegenüber der entfernten Verwandschaft mit der Rodgauer Telefon-Vorwahl, sondern bei ganz handfesten Anliegen, die das BürgerForum vor einigen Wochen schon einmal öffentlich thematisiert hatte (wir berichteten).

Beispiel Sozialstation: Dem Flachbau mit der verkommenen Wucher-Optik soll nicht nur ein neuer Name (Hibbeler: "Der Begriff Sozialstation stammt wohl aus der Zeit, als noch einmal in der Woche der Arzt kam"), sondern auch ein neues Leben geschenkt werden – ganz unabhängig davon, welcher der beiden Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl am 12. Oktober das Rennen macht. Bei der "Grundsanierung", die Peter Jakoby, 53, Vater und CDU-Vorsitzender, im Sinn hat, werde die Stadt nicht wieder die alten Fehler machen.

Heißt: Satteldach statt Flachdach, isolierende Fenster statt der Gucklöcher aus der Gründerzeit, idealerweise eine Wohnung für einen Aktiven der benachbarten Feuerwehr und vielleicht auch "ein oder zwei Räume" für die Büros einer Firma, "damit das Gebäude eine Art Bewachung hat." Nutzen sollen die Sozialstation, wie schon jetzt, Vereine und die Betreuende Claudius-Grundschule. Nicht zu vergessen ein neuer Brunnen fürs zurechtgestutzte Umfeld "(Ich bin ein kleiner Brunnenfetischist") und der Keller für die Jugend, damit die nicht draußen lärmt und einen eigenen Zugang zum "Lümmelplatz" im Park hat.

Gerd Hibbeler, 52, Vater und Heusenstammer Steueramtschef, wollte im Grunde das gleiche sagen, konnte aber – das Privileg des Zweitredners – abkürzen. Die Sozialstation ein Pflegefall, der Brunnen "eine Schande", alles zusammen sanierungs- oder austauschwürdig, damit Ehrenamtliche eine Heimat haben und vielleicht ja auch ein Internetcafé in Regie diverser Vereine öffnen kann.

Beispiel Alte Schule und Dorfplatz: Sozialdemokrat Hibbeler, sehr um persönliche Nähe zu seinen Zuhörern bemüht, will aus unansehnlichen Asphaltflächen ein Schmuckstück machen. Die Details, da punktete Hibbeler auch beim souveränen BFR-Gesprächsleiter Dr. Hartmut von Kienle, könnten ja noch basisdemokratisch geklärt werden: "Wie stellt Ihr euch eigentlich die künftige Gestaltung des Dorfplatzes vor?". Jakoby sieht das ähnlich. Als "idealer Ortsmittelpunkt" sei die Alte Schule als Veranstaltungsraum trotz unglücklicher Akustik brauchbar, selbstverständlich gegen Kaution vom Benutzer und auch mit schön gepflastertem Dorfplatz bis zur Hauptstraße.

Beispiel Kläranlage: Ein Reizthema, weil die Rembrücker Stechmückenplage, Geruch und verwahrloste Optik gründlich satt haben. In 2005, kündigte Jakoby an, werde die ausgediente Anlage zum Regenrückhaltebecken mit Deckel. Aber ob sich damit und mit anderen Maßnahmen das regelmäßig zu beklagende Problem vollgelaufener Keller in den Griff bekommen lässt, bleibt unklar. Definitiver klang da schon die Überlegung Jakobys, dass sich für das kleine Freigelände hinter der Kläranlage der eine oder andere Gewerbebetrieb begeistern lassen könnte.

Und sonst? Kleinigkeiten. Gerade die aber sind den Stadtteilbürgern wichtig. Der zerfranste Waldrand an der Siedlung zum Beispiel, der Ruf nach Tempokontrollen und wirksamer Verkehrsberuhigung auf der "Rennstrecke Obertshäuser Straße" oder auch der Zustand der Feld- und Radwege (Hibbeler: "Ein Anruf im Rathaus genügt" – Gelächter, erheitertes Gemurmel). Und die Frage, ob ein dem Stadtparlament unterstellter Ortsbeirat nicht vielleicht doch Sinn machen würde. Macht er eher nicht, glaubt Jakoby. Das BürgerForum werde als Berater der Politik ebenso ernst genommen, sei unabhängig – und koste keinen Cent.

Fazit: Der Zaubertrank, der Rembrücken Einfluss und Eigenständigkeit zugleich sichert, ist noch nicht gebraut. Denn der Stadtteil ist ein Dorf und will es auch bleiben. Aber Heusenstamm ist nicht Gallien.